Aktiver Klimaschutz in Melle - Details

Vogelzug im (Klima-) Wandel

Vogelbeobachter in Buer können die Klimaerwärmung in Mitteleuropa daran erkennen, dass einige Vogelarten deutlich eher in ihrem Brutgebiet eintreffen, als es früher der Fall war.

Mit dem Wandel der Jahreszeiten ändert sich auch das Angebot an Nahrungsquellen. Um stets ausreichend Futter zu finden, hat sich bei vielen Vogelarten der Vogelzug entwickelt. Sozusagen als eine Anpassung an schwankende klimatische Faktoren wie Temperatur und Niederschlag wandern viele Vögel regelmäßig zu ihren Nahrungsressourcen.

Das Vogelzuggeschehen, das im Frühjahr und Herbst hervorragend vom Klimaturm aus beobachtet werden kann, umfasst die ganze Erde in mehr oder weniger starker Ausprägung und in unterschiedlichen Richtungen. In Mitteleuropa beobachten wir viele Vogelarten, die zum Brüten aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zu uns ziehen. An den westeuropäischen Küsten befinden sich wiederum Überwinterungsgebiete, allerdings für arktisch brütende Gänse wie die Ringel- oder die Weißwangengänse. Sie ziehen im Frühjahr hoch in den Norden an die Eismeerküste.

Was hat nun der Vogelzug mit der Klimaerwärmung zu tun? Vogelkundler untersuchen seit vielen Jahren das Zuggeschehen insbesondere an Kleinvogelarten. Sie fanden heraus, dass sich im Lauf der vergangenen Jahrzehnte die Ankunft einiger regelmäßig untersuchter Zugvogelarten nach vorne verlagert hat. So erreichen nicht nur die bei uns brütenden Mehlschwalben mittlerweile ca. 10 Tage früher ihr Ziel. Wie lässt sich das erklären? Früher einsetzende Zuggeschehen kann man mit den Luftdruckgebieten erklären, die für Westeuropa wetterbestimmend sind. Es handelt sich um eine rechnerische Beziehung zwischen dem Tiefdruckgebiet über Island und dem Hochdruck über den Azoren, der Nordatlantische Oszillationsindex NAOI. Dieser Wert ist während der letzten Jahrzehnte deutlich angestiegen und kann in Beziehung zu den Ankunftsdaten der Vogelarten gesetzt werden, die heute früher bei uns eintreffen als noch vor 3O Jahren.

Früher eintreffende Vögel treffen in Mitteleuropa auf gute Frühjahresbedingungen: Es ist vergleichsweise milde, damit treibt die Vegetation früher und in der Folge entwickeln sich die Insekten ebenfalls frühzeitiger als sonst. Der Vorteil für die Frühankömmlinge liegt auf der Hand: Sie finden Nahrung im Übermaß, können den Nistplatz frei wählen, mit dem Brüten beginnen und sind damit im Vorteil gegenüber den Arten, die später eintreffen. Bei arktisch brütenden Gänsen, die unsere Küstenregionen aufgrund milder Bedingungen und kräftigen Pflanzenwachstums schon frühzeitig im Frühjahr verlassen, beobachtet man zur Zeit allerdings für die Frühzieher eher Nachteiliges: Weil in Sibirien und am Weißen Meer die Klimaerwärmung noch nicht spürbar ist, treffen die Gänse bei ihrer Ankunft auf Eis und Schnee, starten also mit schlechten Bedingungen für ihre Brut. Die langfristigen Auswirkungen auf die Populationen können dramatisch sein.

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  • Vogelzug. © Volker Tiemeyer (SON)